Alle sprechen Sie vom ökologisch grünen Fußabdruck, dabei hat Horb davon bereits sehr viele: grüne Fußabdrücke auf Schritt und Tritt. Sie führen alle irgendwie in die Stadt hinein, aber keiner wieder heraus. Eine geschickte Marktstrategie oder eher die Sackgasse ohne Wendemöglichkeit? Vor einigen Tagen versuchte ich den Spuren zu folgen: vom Bahnhof aus Richtung Altstadt links-rechts-links-rechts zielgerichtete breitbeinige Schritte über den Neckar. Muss ein stolzer Ritter gewesen sein, der diese Fußstapfen hier hinterließ. Aber dann, ja dann stellte ich fest, dass es mindestens zwei gewesen sein mussten, die sich womöglich huckepack hier abmühten. Denn kurz vor der Schillerstraße erscheint überraschend eine weitere Barfußspur, als wäre dem Ritter ein Narr von der Schulter gehüpft und hätte dort eiligst das Weite gesucht. Seine Beine trugen ihn sichtbar nach links, zögerten am Schaukasten des Schwarzwälder Boten ein wenig und liefen dann Richtung Wasserkraftwerk davon. Ich entschied mich jedoch für den standfesten Edelmann und folgte seinen Spuren nach rechts entlang der Straße bis zum Schaukasten der Südwestpresse. Sein Sinn fürs Gleichgewicht beeindruckte mich. Den etwas wankenden Fußabdrücken zu Folge, hatte der Recke auf diesem Weg erneut einen Gefährten auf dem Buckel. Aber tapfer weiter ging es dennoch bis zu den beiden Apotheken und dann nach links in die namenlose Straße Richtung Bäckerei. Und dann, ja dann stand er wohl plötzlich da, mein wackerer Held und wusste nicht mehr weiter. Wie angewurzelt muss er da gestanden haben, alle Ziele vergessen und nur das nahe liegendste in Sicht: das Eiscafé. Ich kombinierte: es war wohl mal wieder richtig Sommer, als diese grüne Fährte durch die Stadt gelegt wurde. Ich ließ also Ritter Ritter sein und ihn und seine Spur dort vorerst ruhen, denn jeglicher Gedanke an Speiseeis war auch schon vor Tagen einfach zu kalt für diese Jahreszeit. Auf meinem Heimweg zum Künstlerhaus die Sommerhalde erklimmend fand ich aber die grünen Fußabdrücke des Narren wieder und so trat ich diesmal in seine Spuren – fast wie ein Catwalk über die Marktsteige, wären da nicht die Steigung und das knöchelbrecherische Pflaster. Wohin ging es? Keine Frage: zu unserer Perle, dem Marktplatz. Aber dort angekommen löste sich die Spur plötzlich im Nichts wieder auf, und man musste ein geschickter Detektiv sein, um die grünen Fußsohlen vor dem Rathaus auf der anderen Seite erneut zu erblicken. Verwirrenderweise kam diese Spur mir aber entgegen, und wenn ich ihr folgen wollte, so musste ich rückwärts gehen. Närrisch, aber ich tat’s. Und auf diese Art stieß ich auch auf die Fährte des Ritters wieder, der sich nach einigen Cappuccinos wohl doch noch aufgerafft und vermutlich über die Hirschgasse den Marktplatz angesteuert haben muss – man entkommt seinem Schicksal eben nicht.
Weil einst gute Pfadfinderin, entdeckte ich den weiteren Weg der beiden, nun wieder Vereinten Richtung Stiftskirche, am Kloster vorbei links abbiegend zum – Finanzamt? Nein, aber zur kleinen Tür direkt nebenan: grün wie die Füße, aber mir verschlossen. Verbirgt sich dahinter der geheimnisvolle Schatz oder hatte ich nur die falsche Plakette? Ich hab’s noch nicht rausgefunden. Wer’s weiß, gebe mir bitte Bescheid.
"Ritter Grünfuß trinkt Kaffee und verschwindet"
Schwarzwälder Bote, 29. Mai 2013 (↑ zum Artikel)