Ein Türchen mehr hat sich für mich neulich geöffnet, nämlich das, an dem das letzte Mal noch die grünen Fußabdrücke ein ungewisses Ende fanden. An der kleinen grünen Tür neben dem Finanzamt ist neuerdings ein Schildchen angebracht worden. „Weißer Garten“ steht da jetzt drauf und sonntags ist geöffnet. Aber nicht dem englischen Vorbild in Sissinghurst Castle, deren leidenschaftlich zügellose Hausherren ihrerzeit vor allem durch die zahlreichen außerehelichen Eskapaden bekannt waren, ist diese Oase gewidmet, sondern den keuschen Bewohnerinnen des ehemaligen Klosters: den Dominikanerinnen, die hier in Horb - möglicherweise ihres bleichen Habits wegen - einst als „weiße Sammlung“ bezeichnet wurden. Es lohnt sich wirklich, zu verschiedenen Jahreszeiten dort reinzuschnuppern. Als ich zum Beispiel neulich da war, empfing mich ein betörender Duft nach … frisch gestrichener Farbe. Die beiden Sitzbänke wurden kürzlich entsprechend behandelt, und ein handgeschriebener Zettel bat um Vorsicht. Man kann nicht immer Glück haben. Wiederkommen ist angesagt, denn diese „Oase der Ruhe und Erholung“ ist wirklich sehr liebenswert. Nur weiß blühende Pflanzen sind für diesen Garten gewählt worden, welche auch oft auf historischen Marienbildern dargestellt sind. Über die jeweilige Bedeutung informiert ein kleines Faltblatt, das am Eingang zu finden ist. Rosen, Feilchen, Lavendel, Phlox, Karpatenglöckchen, Margeriten, selbst die unkrautige Ackerwinde auf dem Weg – alles weiß. Auch der Wein (zumindest im Namen) und der Marmor, aus dem die Jakobsmuschel für den zentralen Brunnen gehauen wurde - weiß. Sogar die Wölkchen am Himmel. Soweit ist alles klar. Und es kann mir keiner weis machen, dass es ein Zufall war, wenn eine Schar ausschließlich weißer Schmetterlinge sich am Nektar labte, als ich dort war. Aber, wer weiß...?
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