Was ist Horb?
September 2012

„Wir sind ganz schön Horb!“ steht im artefakt, dem aufwendig gestalteten Magazin zur Eröffnung des Antonie-Leins-Künstlerhauses im Mai dieses Jahres. Sehr viel Wissens- und Liebenswertes erfährt man auf den 40 Seiten. Eines aber bleibt unbeantwortet: „Horb“ – was ist das? (...) „Horb isch herb!“ schreibt Jo Berlien in seiner alternative Horb-Hymne auf der Homepage des Künstlerhauses, und das ist vielleicht auch ein Grund, warum ich hier so gerne bin: ich mag’s lieber so als „süß un bappisch“. Horb hat sicher nicht ein Dauerlächeln auf den Lippen. Seine Herzlichkeit ist eher ein innerer Wert. Vielleicht ist es also horb wenn ein Nachbar von der anderen Seite des Tals mich alleine auf der Terrasse sitzen sieht und daraufhin rüber ruft: „um drei gibt’s Kaffee“, und dann noch die Hausnummer nennt, bei der ich klingeln soll. Horb ist ein kleines Bänkchen im Vorgarten der Nachbar-Künstler Bopp, von dem aus wir den ganzen Sommer über das WLAN des Bußturms anzapfen durften, um mit der Außenwelt wieder in Kontakt treten zu können. Horb ist aber auch, dass man bei der Planung des Atelierhauses an
einen solchen Anschluss nicht gedacht hat. Und ganz sicher ist es horb, dass die Fleischfachverkäuferin keine Miene dabei verzieht, wenn ich ein Wiener Würstchen zu kaufen versuche. „Das sind Saiten“, sagt sie nur, „aber ich verstehe sie trotzdem.“ Und dann vernehme ich bei ihr doch ein leichtes Zucken um den Mundwinkel herum. Ja, es ist irgendwie doch ein gutes Gefühl, dass man seine Künstler hier nicht verhungern lässt. Und das ist ganz schön Horb!

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Das Künstlerhaus gibt es nicht
August 2012

„Euch gibt es gar nicht“, sagte meine Freundin, die mich kürzlich im Künstlerhaus besuchen wollte. Es ist nicht das erste Mal, dass ich das höre, denn wer Horb, Wintergasse 1 in sein Navigationssystem eingibt, bekommt genau diese Fehlermeldung – ERROR oder keine Übereinstimmung gefunden: Wintergasse 1 existiert nicht in Horb a.N. Meine Freundin ist pfiffig und überlistete ihr Navi, indem sie "Wintergasse 2" eingab, denn es erschien ihr nahe liegend. Und so mussten wir uns nicht wieder mit langen Telefongesprächen begnügen, sondern konnten uns ganz persönlich in die Arme fallen.

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Olga schaut in die Welt
Juni 2012

Olga zieht im Juni ins Künstlerhaus. Sie ist holzköpfig, stur und visionär. Wir trafen uns 2006 während einer Ausstellung im polnischen Płock. Man kann wirklich nicht behaupten, sie gehöre zum alten Eisen, dennoch wurde Olga ausgemustert, als ein kleiner alter Kaufladen zum Trend-Shop umgebaut wurde. Sie war bis dahin schon viel rum- gekommen, aber noch lange nicht am Ende ihrer Reise angelangt. Wir verstanden uns sofort, und so kam Olga mit mir in den Westen. Diese spezielle Freundin ist es seit dem gewohnt, kommentarlos mein Leben zu beobachten. Sie hatte stets alles im Blick in meinem Offenbacher Atelier. Jetzt schaut Olga hier in die Welt, und ich mit ihr.

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Wahlheimat
April 2012

Wann hörte ich von Master Han Shan? Es war, denke ich, 2010. Nicht seine filmreife Geschichte vom millionenschweren Geschäftsmann zum buddhistischen Bettelmönch hat mich so begeistert, sondern der Umstand, dass er aus Offenbach stammt, und das hörte man ihm noch an. Ich mochte meine Wahlheimat Offenbach vom ersten Augenblick an, als ich die Räume sah, die mir als Atelier und später auch als Wohnung dienten. Am richtigen Ort zur rechten Zeit; ein großartiges Gefühl! Das ist nun zehn Jahre her - und es ist genug.

Auf der Fahrt zum Besichtigungstermin nach Horb Anfang April hatte ich bereits das Gefühl, erneut auf dem richtigen Weg zu sein. Das Haus selbst sagte mir dann, es sei auch der richtige Ort – und zwar zur rechten Zeit. Und was hat das alles mit Master Han Shan zu tun? Einiges!

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